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Krankheiten, die wir uns aussuchen: Das metabolische Syndrom

Was ist das metabolische Syndrom?


Vom metabolischen Syndrom spricht man, wenn mindestens drei der folgenden fünf definierten klinischen Risikofaktoren vorliegen:

  1. erhöhter Nüchternblutzucker (Insulinresistenz)

  2. abdominelle Adipositas

  3. Bluthochdruck

  4. erhöhte Triglyceride

  5. verminderte HDL-Cholesterin Werte

Allerdings wurde die Definition in den letzten Jahren vermehrt revidiert und es gibt bislang keine weltweit gültige Definition, die im ICD-10 (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) festhalten wird. Zusammenfassend kann man aber von einer Kombination aus Symptomen sprechen, die das Resultat eines ungesunden Lebensstils sind.

Umgangssprachlich wird das metabolische Syndrom auch als „Syndorm X“ oder "Reaven-Syndrom" bezeichnet.


Die Prävalenz des metabolischen Syndroms nimmt in den letzten Jahren stetig zu. In den USA liegt sie derzeit bei guten 30%, wobei eine hohe Dunkelziffer vermutet wird. In Deutschland wurde die Prävalenz bisher noch nicht ausreichend mit Querschnittsstudien untersucht, jedoch deutet die Datenlage darauf hin, dass ca. jeder 5. Deutsche (Erwachsene) darunter leidet.

Wer unter dem metabolischen Syndrom leidet, hat ein 50% höheres Risiko eine Herzkreislauf Erkrankung oder Diabetes Typ 2 zu entwickeln.


Die häufigsten Ursachen für das metabolische Syndrom


1. Fettleibigkeit

Eine der Hauptursachen für das metabolische Syndrom ist die Fettleibigkeit. Fettleibigkeit ergibt sich in der Regel aus einer Kombination von überkalorischer Ernährung und mangelnder Alltagsbewegung. Diese beiden Faktoren sorgen dafür, dass dem Körper mehr Energie zugeführt wird, als verbrannt wird. So entsteht Übergewicht und es kommt zur Einlagerung von proentzündlichem Fettgewebe. Insbesondere das viszerale und abdominale Fettgewebe trägt zur Entwicklung des metabolischen Syndroms bei. Bei dieser Fettart handelt es sich um Fettzellen, die sich am Bauchraum und den dort liegenden Organen in der Unterhaut ansammeln. So eine Fettansammlung sorgt für erhöhte TNF-alpha und Interleukin-6 Werte. TNF-alpha und Interleukin 6 sind proentzündliche Zytokine (Botenstoffe des Immunsystems), die die Leber belasten, Insulinresistenz fördern und zu einer erhöhten Glukosefreisetzung beitragen.


2. Bewegungsmangel

Wenn keine körperliche Aktivität stattfindet, verfügt der Körper zudem über einen geringen Anteil an Muskelmasse. Eine gesunde Zusammensetzung des Körpers aus Körperfett und Muskelmasse hat vielerlei gesundheitliche Vorteile und wirkt sich präventiv auf das metabolische Syndrom aus.

Körperliche Bewegung, insbesondere eine Kombination aus Kraft- und moderatem Ausdauertraining verbessert den Gesundheitszustand von Personen, die an dem metabolischen Syndrom erkrankt sind enorm.


Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2017 zeigte, dass aerobes Ausdauertraining in Kombination mit Widerstandstraining, alle genannten Risikofaktoren reduzierte, abgesehen von den HDL-Werten. Man kann sich laut dieser Analyse sicher sein, dass sich bei Personen, die am metabolischen Syndrom leiden, eine regelmäßige körperliche Betätigung positiv auf die Gesundheitsmarker auswirken würde. Bewegung stellt eine verlässliche Strategie dar, um die langfristigen und negativen gesundheitlichen Auswirkungen des metabolischen Syndroms zu mildern. Zudem ist Muskelmasse stoffwechselaktiver als Fettmasse, was insgesamt zu einem höheren Energieverbrauch beiträgt. Dadurch wird es vereinfacht ein gesundes Körpergewicht zu halten.


3. Rauchen

Mittlerweile ist den meisten Menschen bewusst, dass Rauchen ein Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen darstellt. Was viele jedoch nicht wissen, ist das Rauchen auch den Insulinspiegel beeinflussen kann und eine Insulinresistenz begünstigt. Eine Insulinresistenz wiederum fördert die Entstehung von Diabetes Typ 2. Zudem führt Rauchen zu einer Veränderung der Cholesterinwerte. Wer raucht, riskiert zu niedrige HDL und zu hohe LDL-Cholesterin Werte zu entwickeln. Des Weiteren fördert Rauchen die Verstopfung der Arterien (Atherosklerose), was die Risikofaktoren des metabolischen Syndroms ebenso begünstigt.


4. Erhöhter Alkoholkonsum

Ein regelmäßiger Konsum von Alkohol hat negative Auswirkungen auf die Faktoren, die für das metabolische Syndrom verantwortlich sind. Eine Studie aus dem Jahr 2008 zeigte, dass bei dem Konsum von täglich 2 Gläsern Alkohol das Risiko am metabolischen Syndrom zu erkranken um 60% ansteigt. Gelegentlicher Alkoholkonsum von 1-2x pro Monat, scheint jedoch keine negativen Auswirkungen auf die Gesundheit zu haben. Insbesondere wenn zusätzlich ein gesunder Lebensstil, mit ausgewogener Ernährung und ausreichender Bewegung geführt wird, scheint Alkohol weniger schädlich zu sein.


Das Zusammenspiel der Risikofaktoren


Die Wahrscheinlichkeit am metabolischen Syndrom zu erkranken ist am höchsten, wenn alle vier der genannten Risikofaktoren gemeinsam vorliegen. Je mehr Risikofaktoren eliminiert werden, desto geringer die Wahrscheinlichkeit am metabolischen Syndrom zu erkranken.


Behandlung des metabolischen Syndroms


1. Ernährungsumstellung

Man kann das metabolische Syndrom verhindern, indem man ausreichend Ballaststoffe (mind. 30g p/Tag) isst und auf verarbeitete Lebensmittel sowie zugesetzten Zucker verzichtet. Ebenfalls sollte man auf flüssige Kalorien, wie Säfte, Softdrinks und Co. weitestgehend verzichten. Es kann zudem förderlich sein ausreichend Omega-3-Fette zu sich zu nehmen und ungesättigte Fette den gesättigten Fetten vorzuziehen.

Es sollte darauf geachtet werden, dass sich nicht überkalorisch ernährt wird, sondern dass die Kalorienzufuhr an den Kalorienverbrauch angepasst ist.



2. Reduktion des Körpergewichtes

Zunächst sollte das Körperfett reduziert werden, sodass sich die Entzündungswerte verringern. Die Reduktion des Körpergewichtes kann durch eine Betreuung von qualifizierten Ernährungsberater*innen und Fitnesstrainer*innen unterstützt werden. Eine begleitete Ernährungsumstellung, ein Bewegungsprogramm und die Förderung von gesunden Gewohnheiten ist eine effiziente Maßnahme zur Reduktion des Körpergewichts und insbesondere des Körperfettanteils.


3. Aerobes Ausdauertraining

Aerobes Training ist eine körperliche Aktivität, bei der der Stoffwechsel aerob arbeitet. Aerob bedeutet mit der Anwesenheit von Sauerstoff. Mit anderen Worten, handelt es sich dabei um Sportarten, die mit relativ geringer Intensität, dafür aber länger am Stück ausgeführt werden können.

Zum aeroben Ausdauertraining zählen zum Beispiel schwimmen, laufen, schnelles gehen, Aerobic oder Fahrradfahren. Dabei reichen 150 Minuten aerobes Training pro Woche aus, um großartige Gesundheitseffekte zu erreichen. Auf intensive und anaerobe Einheiten sollte verzichtet werden, insbesondere wenn Risikokrankheiten, wie Bluthochdruck vorliegen.


4. Krafttraining

Ein Widerstandstraining zum Aufbau von Muskelmasse, zum Beispiel an Geräten, an Freihanteln oder mit dem eigenen Körpergewicht, beugt der Entstehung der Risikofaktoren vor. Muskelmasse ist stoffwechselaktiver und hat vielerlei gesundheitsfördernde Eigenschaften.


5. Rauchen aufhören



Auf das Rauchen von Zigaretten sollte unbedingt verzichtet werden, insbesondere dann, wenn schon Risikofaktoren vorliegen. Auch auf das Passivrauchen sollte verzichtet werden. Maßnahmen können Rauchentwöhnungskurse sowie persönliche Beratung oder Hypnosetherapien darstellen.


6. Alkoholkonsum reduzieren oder Einstellen

Der Alkoholkonsum sollte eingestellt werden. Stattdessen sollte Wasser die Hauptquelle der Flüssigkeitszufuhr darstellen. Wenn Alkohol getrunken wird, dann sollte es in Maßen erfolgen und mit einem gesunden Lebensstil kombiniert werden.



Fazit

Wir suchen uns selbst aus, ob wir an dem metabolischen Syndrom erkranken oder nicht. Das metabolische Syndrom ist das Resultat eines ungesunden Lebensstils. Insbesondere überkalorische Ernährung, ein hoher Körperfettanteil, mangelnde Bewegung, sitzender Lebensstil, Rauchen und Alkoholkonsum fördern die Entstehung des metabolischen Syndroms.

Wir haben es selbst in der Hand, ob wir einen gesunden Lebensstil im Alltag umsetzen. Dafür ist es nicht nötig alles zu 100% richtig zu machen. Es muss nicht zwingend vollständig auf Zucker und Co. verzichtet werden. Stattdessen sollten wir uns konstant bemühen, die gesunden Gewohnheiten so oft wie möglich im Alltag umzusetzen.



 

Quellen:

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